Lochen/Wels-Land/Wien, 2.7.2025 - Hitze ist für Schweine so belastend wie für Hunde, also viel ärger als für uns Menschen, denn sie können kaum schwitzen. Es ist daher essentiell wichtig, ihnen Abkühlungsmöglichkeiten zu bieten. So wie Hunde Schatten und Wasser aufsuchen, bauen sich Schweine immer ein Schlammbad zur Kühlung und Insektenabwehr, wie man es bei den "schweinischen" Bewohnern des Tierschutzhofs Pfotenhilfe gut beobachten kann. Diese Möglichkeit wird ihnen allerdings in der konventionellen Schweinehaltung für die Fleischproduktion zumeist genommen. Jedes Jahr liest man in Fachzeitschriften Tipps, damit in den berüchtigten, aber leider üblichen riesigen und extrem stinkenden Vollspaltenbodenhallen ohne Sonnenlicht, die "Ausfälle" nicht überhandnehmen.
Tierkörperverwertung hat Hochsaison: Sehr viele Schweine sterben an Überhitzung
"Es ist ein in der Branche sattsam bekanntes, großes Problem, dass jeden Sommer zahlreiche Tiere wegen mangelnder Abkühlungsmöglichkeiten an Überhitzung sterben. Auch das ist ein Grund, aus diesem tierfeindlichen System auszusteigen, das den Tieren fast alles nimmt, was sie für ein halbwegs gutes Leben, aber auch zum Überleben brauchen. Die Regierung hat hier zum 20. Jubiläum des Bundestierschutzgesetzes völlig versagt. Man muss es punkto Schweinen leider - aufgrund massiven Lobbydrucks - eher als Tier'nutz'gesetz bezeichnen, das hauptsächlich auf Profitmaximierung ausgerichtet ist. Ich schäme mich, diesen intelligenten Tieren in die Augen zu schauen und ihnen das zu sagen. Bei Hunden wäre so eine katastrophale Haltung unvorstellbar", sagt Pfotenhilfe-Sprecher Jürgen Stadler. "Was ein Schwein wirklich braucht, bietet nur die Freilandhaltung, die man hierzulande fast wie die Stecknadel im Heuhaufen suchen muss. Und selbst dieses Leben dauert nur einige Monate bis maximal ein Jahr. In der Pfotenhilfe leben Schweine bis zu 15 Jahre glücklich und zufrieden. Sie halten ihre Bereiche sauber und beißen sich auch nicht gegenseitig die Ohren und Schwänze ab, wie es leider in der Intensivtierhaltung sehr häufig vorkommt."
Geldstrafe und Tierhaltungsverbot für Schweinequäler: Zustände wie in Horror-Thriller
Ein besonders grausiger und tierquälerischer Fall so einer intensiven Massenschweinehaltung auf Vollspaltenboden im Bezirk Wels Land ist im Frühjahr vor zwei Gerichten verhandelt worden. Der Haupttäter, der sich kaum einsichtig zeigte, ist am Landesgericht Wels zu rund 5.000 Euro Geldstrafe wegen vorsätzlicher Tierquälerei verurteilt worden. Und das Landesverwaltungsgericht OÖ hat das ihm auferlegte Tierhaltungsverbot einige Wochen später bestätigt, gegen das er trotz über Jahre behördlich festgestellter schwerster Tierquälerei an sehr vielen Schweinen Beschwerde eingelegt hatte. Unter anderem wurde trotz Kannibalismus keine Abhilfe, etwa durch Absonderung in Krankenbuchten, geschaffen und er ließ sie mit ihren klaffenden Wunden unter starken Schmerzen einfach im eigenen Kot liegen, wo sie weiter zerbissen wurden. "Das Urteil liest sich auf 33 Seiten wie ein Drehbuch zu einem Horror-Thriller! Schweine sind für die meisten Produzenten leider nur Produktionseinheiten. Dabei sind sie mindestens so intelligent und verspielt wie Hunde", weiß Stadler aus eigener, jahrzehntelanger Erfahrung. "Doch nicht einmal das wenige vorgeschriebene Beschäftigungsmaterial, das ohnehin lächerlich ist, hat er ihnen vergönnt! Das ist kein Leben, das ist ein frustriertes dahinvegetieren unter ständigen Schmerzen. Dagegen ist der vorprogrammierte Tod im zarten Kindesalter von nur rund sechs Monaten sogar noch eine Erlösung. All das müsste heute wirklich längst nicht mehr sein, nachdem die Wurst mittlerweile auch von vielen Fleischbetrieben täuschend echt und zum gleichen Preis aus Pflanzenprotein hergestellt wird. Aber auch die Gewöhnung an positive Veränderungen braucht bei uns Menschen leider immer sehr viel Zeit. Zeit, die die geschundenen Tiere nicht haben."
LVwG OÖ-Urteil, das das Tierhaltungsverbot bestätigt und die Zustände am Betrieb detailliert beschreibt: LVwG-050328/15/JK
Veröffentlicht am 02.07.2025