Fünf blinde Passagiere: Holzlieferung kam samt Spechtnest

PFOTENHILFE-Chefin ist Ersatzmama für Nestlinge

Marschik Gerhard

Der Empfänger einer Holzlieferung in Perwang am Grabensee (Bezirk Braunau, OÖ) hörte plötzlich ein aufgeregtes Piepsen mitten in den Stämmen. Als er nachsah, entdeckte er ein Nest mit fünf Buntspechten, die verzweifelt nach ihrer Mutter schrien. Bei einem Anruf bei der Wildtierhotline des nahen Tierschutzhofs PFOTENHILFE war es selbstverständlich, dass auch diese Kinderstube zur Handaufzucht dort unterkommen darf.

PFOTENHILFE-Chefin Johanna Stadler, die neben vielen anderen Wildtierwaisen schon mehrere Dutzend Vogelwaisen zur Aufzucht beherbergt, hat jetzt auch die fünf Rotschöpfe bei sich: "Die Fünflinge hatten ein Riesenglück im Unglück, dass der Finder so aufmerksam und bei der Lieferung anwesend war. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie oft so etwas passiert und nicht entdeckt wird. Holzfällerarbeiten muss man den Tieren zuliebe im Winter erledigen."

Der Tierschutzhof PFOTENHILFE erhält derzeit auch sehr viele tierischen Opfer von Unwettern, Gartenarbeit und Haustieren. Stadler appelliert daher: "Verzichten Sie daher im Frühjahr unbedingt auf Rückschnitt und Unterholzentfernung, da man vorher nicht abschätzen kann, ob sich darin Leben befindet - ob Schlangen, Eidechsen, Vogelnester oder Igel, die tagsüber schlafen und daher auch nicht rechtzeitig flüchten können. Rasenroboter sind sowieso tabu für Tierfreunde. Ein unaufgeräumter Garten bietet der Natur einen Rückzugsort von den Agrarwüsten und zubetonierten Städten und bietet einen Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten, die man teilweise seit seiner Kindheit schon nicht mehr gesehen hat", weiß Stadler aus eigener Erfahrung.

Veröffentlicht am 25. Mai 2022